Eine Umfrage des Handwerkerportals Ofri ergab: 62 Prozent der 107 befragten Schweizer Handwerksbetriebe verzeichnen niedrigere Umsätze aufgrund der Corona-Krise. 19 Prozent der Unternehmen sehen sogar ihre Existenz bedroht. Angesichts der aktuell steigenden Infektionszahlen besonders beunruhigend: Fast die Hälfte der Betriebe gab an, dass sie einen weiteren Lockdown wie im Frühjahr nicht überleben würde.
Zunächst die gute Nachricht: Immerhin 29 Prozent der von Ofri befragten Betriebe konnten keine Auswirkungen der Pandemie auf ihre Umsätze feststellen. Beinahe jedes zehnte Unternehmen gab sogar gestiegene Umsätze an.
Für die meisten der befragten Handwerksbetriebe ist das allerdings ein schwacher Trost. 62 Prozent können die einschneidenden Massnahmen im Zuge der Pandemie an Umsatzeinbrüchen ablesen. Während 42 Prozent zwar gesunkene, aber noch ausreichende Umsätze verzeichnen, sehen ganze 19 Prozent ihre Existenz durch die Entwicklung bedroht. Alarmierend ist zudem: In 17 Prozent der Unternehmen mussten bereits Mitarbeiter entlassen werden.
Mehr als 90 Prozent der befragten Unternehmen beschäftigen weniger als zehn Mitarbeiter, 49 Prozent sind Ein-Personen-Betriebe. Gerade die Betriebsgrösse wird als Risikofaktor beschrieben. «Vor allem wir Kleinunternehmen sind zur Deckung unserer Unkosten beständig auf Aufträge angewiesen. Die Zahlungen bleiben alle gleich, während die Einnahmen gut 50 Prozent geringer sind. Ohne den Job meiner Partnerin und die erhaltene Unterstützung wäre alles den Bach hinunter gegangen», berichtet etwa ein Ein-Mann-Unternehmer, der anonym bleiben möchte.
Infolge der Pandemie mussten 46 Prozent der befragten Betriebe auf private Rücklagen oder Unterstützung aus dem privaten Umfeld zurückgreifen. 36 Prozent gaben zudem an, staatliche Hilfen beantragt zu haben: 16 Prozent einen Überbrückungskredit, 17 Prozent Kurzarbeit, acht Prozent Erwerbsersatzentschädigung, drei Prozent Zahlungserleichterung bei Sozialversicherungsbeiträgen und ein Prozent sonstige Unterstützung (Mehrfach-Nennungen waren möglich). In den allermeisten Fällen war der Antrag ganz (74 Prozent) oder teilweise (zehn Prozent) erfolgreich.
Allerdings halten 58 Prozent der Befragten das Angebot an staatlicher Unterstützung für unzureichend. Ein betroffener Handwerker meint etwa: «Als einjähriges Unternehmen bekommt man nicht wirklich Unterstützung. Da man sich nicht direkt hohe Löhne zahlen kann, hat man kaum Anspruch auf Ausgleich. Da sollte der Staat überlegen, warum so viele KMU und Einzelfirmen Konkurs anmelden müssen.»
Angesichts der aktuell rapide steigenden Infektionszahlen in der Schweiz besonders besorgniserregend: 45 Prozent der Betriebe rechnen damit, einen erneuten Lockdown eines Ausmasses wie im Frühjahr nicht zu überleben. Dass es dazu kommen wird, glauben 41 Prozent. Die Branche blickt also mit Sorge auf die kommenden Wintermonate. Wie ein Teilnehmer der Umfrage es auf den Punkt bringt: «Ich hoffe auf das Beste und dass es nicht zu einem zweiten Lockdown kommt. Das hätte zu starke Auswirkungen. Für uns alle.»
Über Ofri
Das in Zürich ansässige Unternehmen Ofri betreibt seit 2011 ein unabhängiges Handwerkerportal. Auftraggeber, wie Privatpersonen oder Verwaltungen, können auf dem Portal einen Auftrag erfassen und erhalten in der Folge mehrere Kostenvoranschläge von Handwerkern aus ihrer Region. Für Handwerker ist das Internetportal eine gute Möglichkeit, neue Aufträge und Kunden zu akquirieren. Das eigenfinanzierte Start-up konnte seit der Gründung das Auftragsvolumen jährlich steigern. Das Team besteht heute aus elf Mitarbeitern.
Die Online-Befragung der Handwerker wurde von Ofri im Oktober 2020 durchgeführt. An der Umfrage nahmen 107 Handwerksunternehmen aus der Deutschschweiz teil.
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