Warum sollte zum Kurzschlussstrommessen ein Profi beauftragt werden?
Arbeiten an der Elektrik sollten generell von Fachpersonal durchgeführt werden. Bei unsachgemässem Handeln entsteht Gefahr für Sachen und Personen. Privatpersonen ist es im Allgemeinen nur erlaubt, eine Lampe anzubringen. Für alle anderen Tätigkeiten gilt es, einen Elektriker aufzusuchen und dem sollte man möglichst Folge leisten. Nicht nur wegen der eigenen Sicherheit, sondern auch, weil sich die Versicherung im Schadensfall querstellen kann.
Für das Messen des Kurzschlussstroms braucht es ausserdem ein spezielles Messgerät. Der Fachmann weiss genau, wie er die Messung durchzuführen hat, wann eine Messung erfolgreich war und was zu tun ist, wenn die geforderten Messwerte nicht eingehalten werden.
Was ist der Kurzschlussstrom?
Der Kurzschlussstrom gibt die Stromstärke an, die im Falle eines Kurzschlusses, durch den Leiter eines Stromkreises zum fliessen kommt. Ein Kurzschluss kommt meist dann zustande, wenn ein Gerät, dass Sie betreiben, einen Defekt hat. Weitere häufig auftretende Ursachen sind Feuchtigkeit in einer Steckdose, alte und poröse Leitungen, oder durch aktives Eingreifen, beispielsweise, indem Sie versehentlich einen Nagel in die Leitung schlagen.
Rund jeder dritte Brand entsteht durch Elektrizität. Ein Grossteil davon durch Kurzschlüsse. Möchten Sie ganzheitlichen Schutz gegen das entstehen von Bränden durch Elektrizität erlangen, empfehle ich Ihnen die Installation von Brandschutzschaltern.
Warum sollte ich den Kurzschlussstrom messen?
Damit die Sicherung den Stromkreis ordnungsgemäss abschalten kann, bevor die Leitung durch zu starkes Erhitzen Schaden nimmt, muss der Kurzschlussstrom einen bestimmten Mindestwert überschreiten. Dieser Wert ergibt sich aus der Charakteristik und dem Nennstrom der verwendeten Sicherung.
Ein Beispiel anhand des im Haushalt meist verwendeten Leitungsschutzschalters B16:
Aus der Chrakteristik B (Faktor 3-5) und einem Nennstrom von 16 Ampere, ergibt sich ein Auslösestrom von 80 Ampere (5*16=30). Diesen Wert muss der Kurzschlussstrom mindestens erreichen, damit die Sicherung in forgeschriebener Zeit (bei Steckdosen ≤ 32 Ampere und einer Nennspannung von 230 Volt -> 0,4s / Nennspannung von 400 Volt -> 0,2s) auslöst und den Stromkreis spannungsfrei schaltet.
Die Kurzschlussstrom-Messung sollte nach jeder Veränderung, oder Erweiterung der Elektro-Installation durchgeführt werden. Achten Sie darauf, wenn Sie eine Fachfirma beauftragen, ob diese nach fertiggestellter Installation zu jedem Stromkreis eine Messung durchführt und ein Messprotokoll erstellt.
Was benötige ich, um den Kurzschlussstrom zu messen?
Sie benötigen ein spezielles Messgerät, dass den Kurzschlussstrom eines Stromkreises ermitteln kann. Standard Messgeräte lösen bei jeder Messung den vorgeschalteten RCD (Fehlerstromschutzschalter) aus. Bessere Messgeräte sind in der Lage eine Messung auszuführen, ohne diesen unangenehmen Nebeneffekt zu erzeugen. Idealerweise ist Ihr Messgerät in der Lage einen automatischen Nullabgleich der Messleitung durchzuführen.
Wie messe ich den Kurzschlussstrom und was kann ich tun, wenn die Grenzwerte nicht erfüllt werden?
Beim Messen führen Sie Arbeiten unter Spannung aus. Arbeiten unter Spannung dürfen nur von einer Elektro-Fachkraft ausgeführt werden. Seien Sie sich dessen bewusst und führen Sie die Arbeit mit besonderer Vorsicht aus. Seien Sie sich über mögliche Folgen wie Schäden an Sachen und Personen bewusst.
- Führen Sie vor der Messung eine Sichtprüfung des Arbeitsgerätes durch. Achten Sie vor allem auf eine intakte Isolierung an der Messleitung und an dem Gerät selbst.
- Die Messung muss an der letzten Stelle des Stromkreises stattfinden. Wählen Sie die weit entfernteste Steckdose. Diese kann auch das Ende einer Kabeltrommel, oder ein Mehrfachstecker sein, den Sie verwenden.
- Benutzerfreundliche Messgeräte besitzen eine Messleitung mit Schuko-Stecker, den Sie einfach in die Steckdose einstecken können. Ist dies nicht der Fall, müssen Sie mit den Messspitzen arbeiten. Diese sind farblich gekennzeichnet (blau-Neutralleiter, schwarz-Aussenleiter, grün/gelb-Schutzleiter). In der Schweiz ist die Belegung der Steckdose wie folgt vorgeschrieben: links-Neutralleiter, rechts-Aussenleiter, Schutzkontakt (mitte)-Schutzleiter
- Stecken Sie die Messspitzen Farbe auf Farbe in die Steckdose.
- Je nach Messgerät wird nur eine Messung durchgeführt, oder Sie müssen zwei getrennte Messungen durchführen: die Schleifenimpedanz (L-PE) und der Netzinnenwiderstand (L-N). Das Messgerät errechnet daraus den Kurzschlussstrom und zeigt ihn an.
Ist der Kurzschlussstrom zu niedrig, kann das mehrere Gründe haben. Sie können Sie folgendes tun, um dem entgegenzuwirken:
- Die Leitung ist zu lang. Falls möglich, verringern Sie die Entfernung zur Sicherung. Mehrfachstecker und Kabeltrommeln verändern den Wert massiv.
- Der Querschnitt der Leitung ist zu gering. Falls möglich tauschen Sie Leitung aus und erhöhen den Querschnitt. Dies maximiert den Kurzschlussstrom.
- Wechseln Sie die Sicherung aus. Verwenden Sie einen B10 Sicherungsautomat benötigen Sie nur noch einen Kurzschlussstrom von 50 Ampere (5*10=50).
Wie lange benötige ich für die Kurzschlussstrom-Messung?
Die benötigte Zeit hängt natürlich stark davon ab, wie viele Stromkreise gemessen werden und, ob ein Prüfprotokoll erstellt wird. Die eigentliche Messung an sich dauert nur wenige Augenblicke.
Was kostet eine Messung des Kurzschlussstromes?
Das benötigte Messgerät ist sehr kostenintensiv. Ein Installationstester kostet zwischen CHF 500 und CHF 2000. Die Miete für ein solches Gerät beträgt etwa CHF 70 pro Tag.
Sie werden eine Fachfirma wohl kaum beauftragen, für einen einzelnen Stromkreis eine Kurzschlussstrom-Messung durchzuführen. Sollten Sie eine Messung der gesamten Anlage beauftragen, gelten die üblichen Stundensätze zwischen CHF 50 und CHF 70 zuzüglich einer Pauschale für die Anfahrt.