Bis in die 1960er-Jahre waren Holzbalkendecken in den meisten Häusern zu finden, wurden dann jedoch von der Betondecke verdrängt. Heute wächst das Interesse an der naturnahen Bauweise wieder. Wir haben die wichtigsten Infos zur Holzbalkendecke zusammengestellt und uns Tipps vom Holzbau-Experten Christian Schäfer von Zum Heissenstein HandWerk geholt.
Die Holzbalkendecke ist der Klassiker unter den Holzdecken. Ihr Konstruktionsprinzip ist denkbar einfach: Auf Außenwände und tragende Innenwände werden Holzbalken aufgelegt, die sogenannte Balkenlage. Je nach Konstruktionsweise wird auf, zwischen oder unter den Balken der weitere Deckenaufbau angebracht.
Die schlichteste Variante einer Holzbalkendecke besteht nur aus der Balkenlage und darauf befestigten Holzdielen, die als Fussboden für den darüberliegenden Raum dienen. Aufgrund der gestiegenen Ansprüche an Wärme- und Schalldämmung wird die Konstruktion heute meist mit einem mehrschichtigen Deckenaufbau versehen.
Bei der Gestaltung einer Holzbalkendecke haben Sie die Wahl zwischen Sichtbalkendecke, Füllungsdecke und geschlossener Decke. Welche Variante die richtige für Ihr Projekt ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wollen Sie, dass die Balken sichtbar sind? Spielt die Aufbauhöhe des Fussbodens im darüberliegenden Raum eine Rolle? Oder die Raumhöhe unter der Decke?
Sichtbalkendecke: Wie der Name schon sagt – bei einer Sichtbalkendecke sind die Balken sichtbar. Unterseite und Seitenflächen der Balken liegen frei. Der Fussbodenaufbau wird über den Balken angebracht. Der große Pluspunkt dieser Variante: Die freiliegenden Balken sind – richtig in Szene gesetzt – ein echter Hingucker und schaffen eine angenehme Raumatmosphäre. Unter Umständen ein Nachteil: Der darüberliegende Raum büsst durch den auf den Balken befindlichen Deckenaufbau an Höhe ein.
Füllungsdecke: Bei dieser Variante ist nur die Balkenunterseite sichtbar. Zwischen den Balken wird eine zweite Deckenebene eingezogen. Zwischen dieser Ebene und dem Fussboden befindet sich die Dämmschicht. Die Kompromisslösung, wenn Sie im darüberliegenden Raum an Höhe sparen, aber auf die Balken als optisches Gestaltungselement nicht verzichten wollen.
Geschlossene Decke: Bei einer geschlossenen Decke verschwinden die Holzbalken in der Deckenkonstruktion. Entweder werden sie einfach an der Unterseite verkleidet oder die Decke wird abgehängt. Während eine reine Verkleidung möglichst wenig Raumhöhe wegnimmt, dient eine Abhängung häufig genau diesem Zweck – denn sehr hohe Räume lassen sich so leichter beheizen. Zudem wird der Schallschutz durch die Abhängung verbessert. Auch eine ruhigere Optik kann für eine geschlossene Decke sprechen.
So charmant eine Holzbalkendecke auch ist, gerade bei älteren Modellen muss man mit knarzendem Getrampel aus dem oberen Stockwerk rechnen. Denn Holzbalkendecken haben ein vergleichsweise geringes Eigengewicht und geraten daher leicht in Schwingung. Dadurch breitet sich der Schall, etwa wenn jemand oben über den Boden geht, stärker aus.
Ein fachgerechter Schallschutz ist daher bei Holzbalkendecken ausschlaggebend. Auch schon in früheren Zeiten hat man die Decke deshalb mit Füllungen beschwert. Kamen damals Materialien wie etwa Sand oder Strohlehm zum Einsatz, besteht die sogenannte Beschwerungslage heute zum Beispiel aus trockenen Betonsteinen, Ziegeln oder Lehmsteinen. Zusätzlich werden in der Regel Holzfaserdämmplatten angebracht, die neben dem Schallschutz auch eine wärmedämmende Wirkung haben.
Holzbau-Experte Christian Schäfer von Zum Heissenstein HandWerk gibt zudem folgende Tipps:
Abhängerabstände bei abgehängten Decken: Untersuchungen haben ergeben, dass sich grössere Abhängerabstände positiv auf den Trittschall auswirken können. Durch die Verdoppelung der Abstände halbiert sich die Anzahl der Abhängepunkte und somit die direkte Schallübertragung über die Abhänger in die Unterdecke. Auf den Luftschall haben grössere Abstände hingegen nur wenig Einfluss. Aber Achtung: Die Statik der Unterdecke ist dabei immer zu berücksichtigen!
Flächenmass des Einschubes bei Füllungsdecken: Laut den Untersuchungen ist – mit einer Varianz von 0 kg/m² bis 120 kg/m² der Flächenmasse des Einschubs im Blindboden – eine Verbesserung von bis zu 3 dB im Trittschall zu erwarten. Im Luftschall sind Verbesserungen von bis zu 7 dB gemessen worden.
Anzahl der Beplankungen: Durch Erhöhung der Beplankungsanzahl ist eine Verbesserung des Schallschutzes möglich.
Freitragende Unterdecke: In der Regel sind Unterdecken direkt oder abgehängt an der Rohdecke befestigt. Mithilfe von «schallentkoppelten» Abhängern kann man die direkte Weiterleitung des Schalls durch den «Gummipuffer» in die Unterdecke eindämmen. Noch besser wäre eine völlige Abkopplung der Unterdecke von der Rohdecke. Dadurch verhindert man die Weiterleitung von Körperschall direkt in die Unterdecke.
Laut Holzbau-Experte Christian Schäfer lassen sich Holzbalkendecken mithilfe moderner Produkte in der Regel ohne Probleme brandsicher gestalten – sowohl in Neubauten als auch bei Sanierungen. Worauf es im Detail ankommt, hänge vom jeweiligen Einzelfall ab. Ein wichtiger Faktor beim Brandschutz seien jedoch generell die Steig- und Fallzonen, also die Durchbrüche durch die Decken. Christian Schäfer betont: «Diese müssen durch Spezialfirmen mit Brandschutz-Zertifikaten erstellt und abgedichtet werden, um im Brandfall ein Übergreifen auf das darüberliegende Geschoss zu verhindern.»
Generell sind Holzgeschossdecken günstiger als Betondecken, wie Christian Schäfer bestätigt. Die Kosten hingen jedoch von vielen Faktoren ab und sollten von Fall zu Fall von Fachpersonen geschätzt werden. Zum Vergleich: Bei einer Betondecke müssen Sie in etwa mit CHF 160 für den Beton und die Bewehrung mit Baustahl kalkulieren – Arbeitskosten nicht eingerechnet. Mit einer Holzdecke sollten Sie also in der Regel günstiger davonkommen.
Wer nach einer Alternative zur Holzbalkendecke sucht, hat die Wahl zwischen der klassischen Betondecke oder anderen Arten von Holzdecken wie Massivholzdecken (Brettschichtholz-, Brettstapel- und Brettsperrholzdecke) oder Holzrahmendecken (Hohlkastendecke und Rippendecke). Aber warum nicht einfach beides? Sogenannte Holz-Beton-Verbunddecken machen es möglich.
Mit einer Holz-Beton-Verbunddecke erhält man gewissermassen das Beste aus zwei Welten: Schaut man die Decke von unten an, blickt man auf eine attraktive Holzoptik, zugleich sorgt die Betonschicht aber für einen verbesserten Schall- und Brandschutz.
Christian Schäfer von Zum Heissenstein HandWerk
Bei Einbau und Sanierung von Holzbalkendecken sind Zimmerer und Holzbau-Experten die richtigen Ansprechpartner. Sie bringen bauliche Gegebenheiten und individuelle Wünsche bei der Planung miteinander in Einklang und kümmern sich um eine fachgerechte Umsetzung.
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Als Online-Redakteurin meisselt Veronika seit über zehn Jahren aus Informationen ansprechende Inhalte. Grossvater Installateur, Vater begeisterter Heimwerker: Von Kindesbeinen an mag sie alles, was mit Werkzeug und Tüfteleien zu tun hat. Ihr grosser Traum: ein altes Haus renovieren. Für Ofri zu schreiben, ist die perfekte Vorbereitung!
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