Fassade reinigen: Anleitung mit wichtigen Sicherheitshinweisen

Eine gepflegte Fassade ist die Visitenkarte Ihres Hauses. Mit der Zeit sammeln sich Schmutz, Algen, Moos und atmosphärische Ablagerungen und die Hauswand verliert ihren Glanz. Die Fassade selbst zu reinigen erscheint verlockend, doch Vorsicht: Die Arbeit in der Höhe birgt erhebliche Risiken. In diesem Ratgeber erfahren Sie, worauf Sie achten müssen und wann Sie unbedingt einen Fachmann beauftragen sollten.

• Warum Fassaden schmutzig werden
• Wann Sie selbst reinigen können – und wann nicht
• Welche Fassadentypen wie gereinigt werden
• Hochdruckreiniger: Chancen und Gefahren
• Schritt-für-Schritt-Anleitung für Erdgeschoss (nur bis 2,5 Meter)
• Häufige Fehler vermeiden
• Wann Sie unbedingt einen Fachmann beauftragen sollten
• Moderne professionelle Verfahren
• Kosten: DIY vs. Profi
• Alternative: Reinigung statt Neuanstrich
• Fazit: Sicherheit geht vor

Warum Fassaden schmutzig werden

Moderne Fassaden mit Wärmedämmung (WDVS) sind besonders anfällig für Verschmutzung. Der Oberputz ist vom Mauerwerk thermisch abgekoppelt und nimmt keine Innenwärme mehr auf. Durch nächtliche Abkühlung bildet sich Tauwasser auf der Oberfläche, ein idealer Nährboden für Algen, Pilze und Moos.

Häufige Verschmutzungsarten:

• Staub und atmosphärische Ablagerungen
• Algen und Moosbildung (grünliche Verfärbungen)
• Schimmelpilze (dunkle Flecken)
• Russ von Verkehr oder Kaminen
• Kalkausblühungen

Während Fassaden früher alle 25 bis 30 Jahre gestrichen wurden, benötigen moderne Wärmedämmfassaden deutlich häufiger Pflege, oft schon nach fünf bis zehn Jahren.

Wann Sie selbst reinigen können – und wann nicht

Erdgeschoss (bis circa 2,5 Meter Höhe)

DIY ist möglich bei leichten Verschmutzungen wie Staub oder Spinnweben.
Voraussetzungen: Ein stabiler, rutschfester Untergrund, kleine Flächen sowie ein guter Fassadenzustand ohne Risse. Verwenden Sie Gartenschlauch mit Bürste oder Hochdruckreiniger mit stark reduziertem Druck (maximal 80 bar).

Trotzdem gefährlich: Auch auf Leitern im Erdgeschoss passieren Unfälle. Verwenden Sie nur stabile Plattformleitern mit Sicherung.

Ab erstem Stock (ab 2,5 Meter)

Professionelle Hilfe unbedingt empfohlen. SUVA-Vorschriften verbieten faktisch Leiterarbeiten auf mehr als zwei Metern Höhe ohne Absturzsicherung. Teleskopstangen mit Wischsystemen können bis sechs Meter Höhe helfen, aber auch hier ist Vorsicht geboten bei Überkopfarbeiten.

Ab zweitem Stock (ab 6 Meter)

Gerüst zwingend erforderlich. Ab drei Meter Absturzhöhe schreibt die Schweizer Bauverordnung ein Fassadengerüst vor. Der Aufbau erfordert Fachwissen und muss von Profis durchgeführt werden. Fehler beim Gerüstbau können tödlich enden.

Vergessen Sie DIY ab dieser Höhe – beauftragen Sie einen Fachmann.

Welche Fassadentypen wie gereinigt werden

Klinkerfassade (Hartbrandklinker): Robust, verträgt Hochdruckreiniger mit bis zu 200 bar. Achtung: Nicht die Fugen treffen – Zerstörungsgefahr. Normale Ziegelsteine sind weicher und vertragen nur maximal 80 bar.

Putzfassade: Sehr empfindlich. Maximal 80 bis 120 bar bei mindestens 30 bis 50 Zentimetern Abstand. Vor Reinigung Zustand prüfen: Klopftest auf Hohlräume, Wischtest auf losen Putz. Bei Rissen, Abblättern oder Hohlräumen nicht reinigen. Hier ist eine Sanierung erforderlich.

Wärmedämmverbundsystem (WDVS): Äusserst empfindlich. Hochdruckreiniger meist ungeeignet. Es besteht die Gefahr einer Beschädigung der Dämmung. Nur von Fachleuten mit Spezialverfahren reinigen lassen.

Holzfassade: Je nach Holzart vorsichtig mit Hochdruckreiniger möglich. Maximal 80 bar, grosser Abstand. Behandelte Hölzer müssen schonender gereinigt werden als Naturholz.

Beton- und Natursteinfassade: Benötigt oft Sand- oder Trockenstrahlverfahren, was Fachwissen und professionelle Geräte erfordert.

Hochdruckreiniger: Chancen und Gefahren

Die Risiken

• Fassadenschäden: Zu hoher Druck öffnet Poren, vergrössert Risse, trägt Oberflächenschichten ab. Wasser dringt in die Wände ein und kann die Gefahr von Schimmel, Frostschäden und Bausubstanzschädigung erhöhen.

• Schnellere Wiederanschmutzung: Durch geöffnete Poren setzt sich Schmutz schneller fest. Sie müssen häufiger reinigen und beschädigen so die Fassade jedes Mal weiter.

• Farbschäden: Bei älteren Fassaden kann die Farbe abgetragen werden – die nächste Reinigung wird schwieriger und teurer.

• Persönliche Gefahren: Hochdruckreiniger haben enorme Kraft. Zurückprallende Wasserstrahlen, herumfliegende Steine und Schmutzpartikel können schwere Verletzungen verursachen. Schutzausrüstung ist zwingend.

Richtige Verwendung

• Gerät: Elektrischer Hochdruckreiniger mit regulierbarem Druck, 3000 Watt Leistung, maximal 140 bar Arbeitsdruck. Für empfindliche Fassaden deutlich weniger (80 bar).

• Düse: Flachstrahldüse verwenden – niemals Punktdüse (zu aggressiv).

• Abstand: Mindestens 50 Zentimeter zur Fassade, bei empfindlichen Oberflächen einen Meter.

• Technik: Von oben nach unten arbeiten in gleichmässigen, horizontalen Bewegungen. Nie zu lange an einer Stelle verweilen. Bei Heisswasser maximal 80 Grad wählen. Höhere Temperaturen schaden mehr als sie nutzen.

• Schutzausrüstung: Schutzbrille (Pflicht), wasserdichte Kleidung, Gummistiefel, Handschuhe, bei lauten Geräten Gehörschutz.

Schritt-für-Schritt-Anleitung für Erdgeschoss (nur bis 2,5 Meter)

Diese Anleitung gilt ausschliesslich für Erdgeschoss mit sicherem Zugang ohne Leiter.

Schritt 1: Fassade prüfen

Untersuchen Sie die Fassade gründlich. Klopftest auf Hohlräume, Wischtest auf losen Putz. Prüfen Sie auf Risse, Abplatzungen, beschädigte Stellen. Bei Schäden nicht reinigen, sondern erst reparieren oder direkt einen Fachmann konsultieren.

Schritt 2: Umgebung schützen

Decken Sie Pflanzen, Fenster und Türen mit Planen ab. Schliessen Sie alle Fenster. Informieren Sie Nachbarn über geplante Reinigung (Spritzwasser).

Schritt 3: Wetter wählen

Reinigen Sie an einem trockenen, windstillen Tag mit milden Temperaturen (15 bis 25 Grad). Nie bei direkter Sonneneinstrahlung – Wasser verdunstet zu schnell, Schlieren bleiben. Nicht bei Frost reinigen, denn die Fassade kann Schaden nehmen.

Schritt 4: Reinigungsmittel vorbereiten

Für Putzfassaden: Schwach alkalische Spezialreiniger für Fassaden. Für Algen und Moos: Biologisch abbaubare Algenentferner. Niemals aggressive Hausmittel wie Essigessenz, es drohen Umweltschädigung und Oberflächenbeschädigung.

Testen Sie das Mittel an unauffälliger Stelle. Warten Sie 24 Stunden auf eine Reaktion.

Schritt 5: Reinigungsmittel auftragen

Tragen Sie das verdünnte Reinigungsmittel von unten nach oben auf. Lassen Sie es gemäss Herstellerangaben einwirken (meist zehn bis 30 Minuten). Verhindern Sie das Antrocknen, bei Bedarf nachfeuchten.

Schritt 6: Mit Hochdruckreiniger oder Bürste reinigen

Hochdruckreiniger-Methode: Beginnen Sie oben, arbeiten Sie sich nach unten. Abstand mindestens 50 Zentimeter, gleichmässige Bewegungen, nie zu lange an einer Stelle.

Schonende Bürsten-Methode: Mit weicher Bürste und lauwarmem Wasser schrubben. Zeitaufwendig, aber deutlich schonender, das empfiehlt sich besonders bei älteren oder empfindlichen Fassaden.

Schritt 7: Mit klarem Wasser nachspülen

Spülen Sie die Fassade gründlich mit klarem Wasser ab. Beginnen Sie oben. Keine Reinigungsmittelreste zurücklassen, um Fleckenbildung zu vermeiden.

Schritt 8: Nachbehandlung (optional)

Professionelle Fassadenreiniger tragen oft einen Schutz gegen erneuten Algenbefall auf. Diese Produkte verlängern die Sauberkeit um Jahre. Fragen Sie im Fachhandel nach geeigneten Produkten.

Häufige Fehler vermeiden

• Zu hoher Druck: Der häufigste und gefährlichste Fehler. Folge: Putz wird beschädigt, Feuchtigkeit dringt ein, Fassade ist dauerhaft geschädigt. Maximal 80 bar bei empfindlichen Fassaden.

• Falsche Düse: Punktdüsen sind viel zu aggressiv. Immer Flachstrahldüse verwenden.

• Zu geringer Abstand: Unter 30 Zentimetern entsteht enormer Aufpralldruck. Mindestens 50 Zentimeter einhalten.

• Keine Schutzausrüstung: Zurückprallende Wasserstrahlen schleudern Steine und Schmutz mit hoher Geschwindigkeit. Augenverletzungen sind häufig. Immer Schutzbrille tragen.

• Arbeit von Leiter ohne Sicherung: Ab zwei Meter Höhe faktisches Leiterverbot gemäss SUVA. Die Absturzgefahr ist real, es werden jährlich schwere Unfälle in der Schweiz gemeldet.

• Sandstrahler verwenden: Zerstört die Fassade dauerhaft. Diese Methode sollte ausschliesslich von Fachpersonen mit entsprechender Ausbildung genutzt werden.

• Reinigung bei Schäden: Vergrössert Risse und Schäden exponentiell. Erst reparieren, dann reinigen.

Wann Sie unbedingt einen Fachmann beauftragen sollten

• Ab erstem Stock: Praktisch immer. SUVA-Vorschriften machen Eigenreinigung extrem schwierig und gefährlich.

• Bei Wärmedämmverbundsystemen (WDVS): Extrem empfindlich, erfordert Spezialverfahren.

• Bei starkem Algen- oder Schimmelbefall: Profis verwenden spezielle Vorbehandlungen und Schutzmittel mit Langzeitwirkung.

• Bei beschädigten Fassaden: Risse, Hohlräume, loser Putz – erst Sanierung, dann Reinigung.

• Bei wertvollen oder historischen Fassaden: Fachmann kennt materialgerechte Methoden.

• Bei grossen Flächen: Profis arbeiten mit Teleskopsystemen bis 18 Meter Höhe ohne Gerüst – sicher und effizient.

• Wenn Gerüst nötig ist: Gerüstbau erfordert Fachwissen. Kosten für Gerüstaufbau übersteigen schnell die Ersparnis durch DIY.

Moderne professionelle Verfahren

Professionelle Fassadenreiniger verwenden heute fortschrittliche Methoden, die ohne Gerüst auskommen:

Teleskop-Reinigungssysteme: Bis 18 Meter Höhe, osmotisches Wasser (entmineralisiert) für schlierenfreie Reinigung.

Drei-Phasen-Reinigung: Vorbehandlung mit Spezialreiniger, schonende Heisswasserreinigung, Schutzauftrag gegen erneuten Befall. Garantie oft bis vier Jahre.

Hubarbeitsbühnen: Für komplexe Fassaden oder wenn Teleskopstangen nicht ausreichen.

Umweltfreundliche Verfahren: Schmutzwasser wird aufgefangen, aufbereitet und wiederverwendet. Dies ist in der Schweiz gesetzlich vorgeschrieben.

Diese Methoden sind sicherer, effizienter und oft kostengünstiger als DIY mit Gerüstmiete.

Kosten: DIY vs. Profi

DIY-Kosten (nur Erdgeschoss):

• Hochdruckreiniger-Miete: CHF 50.- bis CHF 100.- pro Tag
• Reinigungsmittel: CHF 30.- bis CHF 80.-
• Schutzausrüstung: CHF 50.- bis CHF 100.-
• Gesamt: CHF 130.- bis CHF 280.- (plus enormer Zeitaufwand, sechs bis zwölf Stunden)

Professionelle Reinigung:

• Einfamilienhaus (Erdgeschoss + erster Stock, circa 100 Quadratmeter): CHF 650.- bis CHF 1’500.-
• Mehrfamilienhaus (drei Stockwerke, circa 300 Quadratmeter): CHF 1’000.- bis CHF 7’800.-
• Mit Gerüst (ab zweitem Stock): Zusätzlich CHF 2’000.- bis CHF 5’000.- je nach Grösse

Vorteil Profi: Keine Absturzgefahr, materialgerechte Reinigung, Langzeitschutz mit Garantie, keine Gerüstkosten bei modernen Teleskopsystemen, Zeitersparnis.

Detaillierte Kosteninformationen finden Sie in unserem Ratgeber Fassade reinigen.

Alternative: Reinigung statt Neuanstrich

Eine professionelle Fassadenreinigung kann einen Neuanstrich um viele Jahre hinauszögern.

Kostenvergleich:

• Neuanstrich mit Gerüst: CHF 80.- bis CHF 150.- pro Quadratmeter = CHF 8’000.- bis CHF 15’000.- für 100 Quadratmeter
• Professionelle Reinigung: CHF 650.- bis CHF 1’500.- für 100 Quadratmeter = bis 75 Prozent günstiger

Allerdings: Bei modernen Wärmedämmfassaden tritt Verschmutzung schneller wieder auf. Regelmässige Reinigung (alle zwei bis drei Jahre) lohnt sich trotzdem. Das verzögert eine teure Sanierung.

Fazit: Sicherheit geht vor

Eine saubere Fassade wertet Ihr Haus auf und erhält die Bausubstanz. Doch die Reinigung ist keine harmlose Heimwerkeraufgabe. Ab dem ersten Stock überwiegen die Risiken: Absturzgefahr, Fassadenschäden durch falsche Technik und rechtliche Probleme bei Unfällen.

Für Erdgeschoss können Sie mit äusserster Vorsicht selbst reinigen: Niedriger Druck, grösserer Abstand, Schutzausrüstung und keine Leiter ohne Sicherung. Aber selbst hier empfehlen wir, zumindest ein professionelles Angebot einzuholen.

Ab dem ersten Stock: Beauftragen Sie einen Fachmann! Die Kosten sind oft geringer als gedacht, besonders mit modernen Teleskopsystemen ohne Gerüst. Sie erhalten professionelle Arbeit, Langzeitschutz mit Garantie und vor allem: Sie bleiben sicher auf dem Boden.

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Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Kann ich mit einem normalen Gartenschlauch reinigen?

Ja, bei leichten Verschmutzungen ausreichend. Kombinieren Sie mit weicher Bürste und lauwarmem Wasser. Schonendste Methode, aber zeitaufwendig.

Darf ich bei Regen reinigen?

Bei leichtem Regen ist eine Reinigung möglich, aber Reinigungsmittel wirkt schlechter. Bei starkem Regen sollten Sie auf die Reinigung verzichten, denn die Fassade trocknet nicht und Reinigungsmittel wird weggespült.

Wie oft sollte ich die Fassade reinigen?

Bei Wärmedämmfassaden alle zwei bis drei Jahre. Traditionelle Fassaden seltener; der Regen spült viel weg. Bei starkem Algenbefall jährliche Inspektion.

Was tun bei Graffiti?

Spezielle Graffitientferner verwenden. Je nach Untergrund kann ein Fachmann notwendig sein. Nie mit Hochdruck oder aggressiven Lösungsmitteln experimentieren.

Muss ich Nachbarn informieren?

Nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber höflich, denn Spritzwasser kann auf das Nachbargrundstück gelangen. Rechtzeitige Information verhindert Ärger.

Benötige ich eine Bewilligung?

Für Erdgeschoss normalerweise nicht. Bei Gerüstaufstellung auf öffentlichem Grund (Strasse, Gehweg): Gemeindebewilligung erforderlich. Ein Fachmann kümmert sich auch darum.