Ein glänzendes Auto, aufregende Schaufensterdekorationen und beeindruckende Gebäudefassaden – all das ist das Werk von Foliererinnen und Folierern! Ist es nicht spannend, solche Projekte im Berufsalltag umsetzen zu können? Am 9. November erweckt die Schweiz diesen Traum zum Leben. Der Zukunftstag ist nicht nur ein Tag des Entdeckens, sondern auch ein Tag des Aufbrechens von Stereotypen. Warum sollten Jungen nicht «typisch weibliche» Berufe ergreifen, und warum sollten Mädchen nicht mit Werkzeugen arbeiten? Geschlechterstereotype sollten überwunden werden, um Gleichstellung und Chancengleichheit zu fördern.
In einer Welt, in der das Handwerk immer noch als Männerdomäne gilt, wollen wir den Fokus auf jene Frauen legen, die den Mut haben, sich gegen den Strom zu stellen. Ein solches dynamisches Duo ist das Team von «Glanzstück Werbetechnik», die das Handwerk des Folierens beherrschen. Lasst uns gemeinsam in ihre tägliche Arbeit eintauchen und herausfinden, wie sie den Alltag in einem von Männern dominierten Handwerk meistern!
Die Berufsbezeichnung eines Folierers ist bisher nicht geschützt. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich zur Foliererin oder zum Folierer weiterzubilden, wobei private Unternehmen Schulungskurse anbieten, um den Einstieg in diesen Bereich zu erleichtern.
Dennoch sind handwerkliche Qualifikationen und langjährige Erfahrung in handwerklichen Betrieben von grundlegender Bedeutung, um in diesem Feld tätig zu werden. Der Beruf erfordert ein tiefgehendes Verständnis von Materialien, vielfältigen Techniken und eine gehörige Portion kreativen Denkens. Die grössten Überschneidungen ergeben sich mit dem Berufsbild des Gestalters oder der Gestalterin in der Werbetechnik EFZ.
Ofri: Hallo Alena, Hallo Salome, herzlichen Dank, dass ihr euch die Zeit nehmt, über ein so wichtiges Thema mit uns zu reden. Lasst uns also gleich starten: Denkt ihr, der Foliererberuf ist hauptsächlich eine Männerdomäne?
Alena: Na ja, es hat sehr viel mit Autos zu tun. Und wenn man ehrlich ist, wird Autofanatikern oft ein männliches Gesicht zugeschrieben. Ein Interesse für Autos zu haben, ist natürlich sehr hilfreich. Deshalb ist es nicht überraschend, dass viele bei dem Gedanken ans Folieren sofort an Männer denken. Aber Zeiten ändern sich, und ich denke, dass sich diese Perspektive ebenfalls verändern wird.
Ofri: Also spielen Geschlechterstereotype immer noch eine Rolle in eurer Branche?
Alena: Leider immer noch eine zu grosse. Es ist traurig, dass in einer modernen Welt wie der unseren solche Stereotypen überhaupt noch existieren. Das Klischee, dass Männer besser mit Autos umgehen können, hält sich hartnäckig. Aber wir sind hier, um dieses Bild zu ändern und zu zeigen, dass Frauen genauso kompetent und talentiert sind.
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, eine Vision in die Realität umzusetzen und dabei unsere Kunden glücklich zu machen.
Salome
Ofri: Hattet ihr jemals das Gefühl, euch stärker beweisen zu müssen als eure männlichen Kollegen?
Alena: Ja, besonders am Anfang spürten wir diesen Druck. Aber es war nie in einem Masse, dass es erdrückend wurde. Bei einigen Kunden oder Partnern war das Misstrauen anfänglich spürbar, aber durch unsere Arbeit konnten wir dieses Misstrauen schnell zerstreuen. Wichtig ist es, sich nicht entmutigen zu lassen und stets Professionalität und Fachwissen zu zeigen.
Ofri: Also hat sich die Akzeptanz im Laufe der Zeit geändert?
Salome: Oh ja, definitiv. Mit der Zeit und vor allem mit den positiven Feedbacks und Weiterempfehlungen unserer Kunden hat sich die Akzeptanz deutlich gesteigert. Die Qualität sollte für sich sprechen. Und ich bin stolz darauf zu sagen, dass viele Kunden und Geschäftspartner wegen dieser Qualität zu uns kommen und nicht wegen unseres Geschlechts.
Ofri: Warum habt ihr euch für die Selbstständigkeit entschieden?
Salome: Das Gefühl, unser eigenes Ding zu machen und unsere eigenen Entscheidungen zu treffen, war einfach unwiderstehlich. Wir sahen die männlich dominierte Branche nicht als Hürde, sondern als Herausforderung und sogar als Chance an. Beide hatten wir bereits Erfahrungen gesammelt, in denen wir eng mit Männern zusammenarbeiteten – als Kollegen und Kunden. Diese Erfahrungen gaben uns das Selbstvertrauen, zu wissen, dass wir uns in diesem Umfeld behaupten können. Und natürlich war da auch dieser unerschütterliche Drang, unsere Leidenschaft zum Beruf zu machen. Wir wollten etwas Eigenes schaffen, und bis heute haben wir diese Entscheidung keine Sekunde bereut.
Jedes Handwerk, ob männlich dominiert oder nicht, kann von einer weiblichen Perspektive profitieren.
Alena
Ofri: Was motiviert euch, jeden Tag zur Arbeit zu gehen?
Salome: Es ist die Kombination aus Leidenschaft für unsere Arbeit und der Zufriedenheit, die wir empfinden, wenn wir ein Projekt abschliessen. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, eine Vision in die Realität umzusetzen und dabei unsere Kunden glücklich zu machen.
Ofri: Wie sieht ein typischer Arbeitstag für euch aus?
Salome: Ein «typischer» Arbeitstag? Das ist schwer zu definieren, da kein Tag dem anderen gleicht. Aber meistens beginnt unser Tag mit einer kurzen Besprechung über die anstehenden Projekte. Dann geht es weiter mit Kundenberatungen, Designentwürfen und Offertenerstellungen. Natürlich gibt es auch viel praktische Arbeit, bei der wir folieren und montieren. Und ja, als Unternehmerinnen gibt es immer administrative Aufgaben, die erledigt werden müssen. Aber das Schöne an unserer Arbeit ist die Abwechslung – jeder Tag bietet neue Herausforderungen und Erfahrungen.
Ofri: Welche besonderen Projekte oder Arbeiten habt ihr kürzlich abgeschlossen, auf die ihr besonders stolz seid?
Alena: Wir sind extrem stolz darauf, die Autos des Schweizer Teams für die NASCAR Cup Series in den letzten zwei Saisons foliert zu haben. Das war eine tolle Erfahrung! Zudem war das Folieren einiger Container für das Openair Frauenfeld ein Highlight. Und die Wohnmobile, die wir mit Berg- und Kompassmotiven gestaltet haben, sind immer ein Hingucker. Es ist einfach ein tolles Gefühl, unsere Arbeit auf den Strassen zu sehen.
Wir hoffen, dass wir als Inspiration dienen können.
Alena
Ofri: Welche technologischen Entwicklungen haben eure Arbeit in den vergangenen Jahren beeinflusst?
Alena: Die Fortschritte in der Foliertechnologie sind beeindruckend. Besonders die Hightech-Folien, die wir heute verwenden, sind revolutionär. Sie kleben nicht sofort und sind dadurch leichter zu verarbeiten, und die Technik, die das Entstehen von Luftblasen verhindert, ist ein wahrer Lebensretter.
Ofri: Wie fördert ihr das Interesse von Frauen an eurer Branche?
Alena: Social Media hat uns eine wunderbare Plattform gegeben, um zu zeigen, was wir tun. Es ermöglicht uns, unsere Arbeit, unsere Herausforderungen und auch unsere Erfolge zu teilen. Ich liebe es, wenn junge Frauen uns Nachrichten schicken und Fragen stellen oder einfach nur ihre Bewunderung ausdrücken. Es zeigt, dass das Interesse da ist und wir hoffen, dass wir als Inspiration dienen können.
Auf Ihrem Instagram-Kanal zeigen die beiden Expertinnen, welche spannenden Aufgaben ihnen bei der täglichen Arbeit begegnen.
Ofri: Welche Stärken oder Vorteile glaubt ihr, bringen Frauen in den Foliererberuf mit?
Salome: Frauen sind oft sehr geduldig und detailorientiert. Das kann in einem Beruf, in dem Präzision gefragt ist, ein enormer Vorteil sein. Ausserdem können viele Frauen sich über lange Zeiträume konzentrieren und bringen oft einen frischen, kreativen Blickwinkel mit.
Bildung ist der Schlüssel. Wenn man junge Frauen in der Schule erreichen und ihnen zeigen könnte, was im Handwerk alles möglich ist, könnte man sicher viele inspirieren.
Salome
Ofri: Welche Ratschläge würdet ihr jungen Frauen geben, die im Handwerk Fuss fassen wollen?
Alena: Zunächst einmal: Glaubt an euch selbst! Wenn ihr wirkliches Interesse und Leidenschaft für ein Handwerk habt, dann lasst euch von niemandem sagen, dass ihr es nicht tun sollt. Jedes Handwerk, ob männlich dominiert oder nicht, kann von einer weiblichen Perspektive profitieren. Und erinnert euch immer daran: Das Wichtigste ist euer Können und eure Leidenschaft, nicht eure Abstammung.
Ofri: Welche Massnahmen könnten eurer Meinung nach ergriffen werden, um mehr Frauen für das Handwerk zu begeistern?
Salome: Bildung ist der Schlüssel. Wenn man junge Frauen in der Schule erreichen und ihnen zeigen könnte, was im Handwerk alles möglich ist, könnte man sicher viele inspirieren. Gezielte Kampagnen in sozialen Medien, in denen Frauen im Handwerk vorgestellt werden, könnten ebenfalls sehr effektiv sein.
Wir sind extrem stolz darauf, die Autos des Schweizer Teams für die NASCAR Cup Series in den letzten zwei Saisons foliert zu haben.
Alena
Ofri: Glaubt ihr, dass es bestimmte handwerkliche Tätigkeiten gibt, die besonders für Frauen geeignet sind?
Salome: Ich glaube nicht an «besonders geeignet». Es hängt alles von der Leidenschaft und dem Interesse des Einzelnen ab. Aber natürlich gibt es handwerkliche Berufe, die mehr körperliche Kraft erfordern – das könnte schwierig werden. Und obwohl viele Frauen diese körperliche Herausforderung meistern können, könnte es andere an ihre Grenzen führen.
Ofri: Welche Vorteile und Nachteile gibt es aus eurer Sicht als Frauen im Handwerk?
Alena: Ein Vorteil ist sicherlich der frische Blickwinkel und die Tatsache, dass wir durch unsere Arbeit Stereotypen herausfordern können. Und man lernt, wirklich taff zu sein, was auch im täglichen Leben hilfreich ist. Nachteile? Gelegentlich gibt es sexistische Bemerkungen und, wie bereits erwähnt, die körperlichen Anforderungen können eine Herausforderung darstellen. Aber nichts, was nicht überwunden werden könnte.
Frauenpower: Derzeit befinden sich knapp 8% der Handwerksbetriebe, die an Ofri angeschlossen sind, in weiblicher Führung. Da ist eindeutig noch Luft nach oben.
Ofri: Was haltet ihr von der Annahme, dass gemischte Teams besser arbeiten?
Salome: Wir sind fest davon überzeugt. Männer und Frauen haben unterschiedliche Perspektiven und Herangehensweisen. Diese Unterschiede können, wenn sie richtig genutzt werden, zu innovativeren und kreativeren Lösungen führen. Es ist wie das Zusammenfügen von Puzzlestücken – die verschiedenen Ansichten ergänzen sich oft perfekt.
Ofri: Welche Zukunftsaussichten seht ihr allgemein für Frauen im Handwerk?
Alena: Ich bin sehr optimistisch. Immer mehr Frauen finden ihren Weg ins Handwerk und das ist wunderbar zu sehen. Die Zeiten ändern sich, und ich glaube, dass in den kommenden Jahren die Grenzen und Stereotype, die das Handwerk umgeben, weiter verschwinden werden. Ich hoffe, dass in zehn Jahren niemand mehr überrascht ist, eine Frau in irgendeinem Handwerksberuf zu sehen. Es gibt jedoch auch Herausforderungen, wie die fehlende Flexibilität in einigen Handwerksbetrieben, besonders wenn es um Teilzeitarbeit geht. Aber ich hoffe, dass auch hier Lösungen gefunden werden.
Ofri: Herzlichen Dank, Alena, und herzlichen Dank, Salome, für eure Zeit und die inspirierenden Einblicke in euren Arbeitsalltag und eure Visionen. Ihr seid ein echtes Vorbild für viele junge Frauen da draussen!
Die Reise von Alena Azzoni und Salome Michel, dem weiblichen Duo hinter «Glanzstück Werbetechnik», in die Welt des Foliererhandwerks ist inspirierend. Sie erschlossen sich diese Fertigkeit durch eine Kombination aus Leidenschaft, Talent und den passenden Gelegenheiten, die sich ihnen boten. Eine Foliererin veredelt nicht nur Oberflächen, sondern ist auch eine Künstlerin, die mit jedem Projekt eine Vision lebendig werden lässt.
Das Thema Nachhaltigkeit geht uns alle an – davon zumindest ist Oliver, der bereits ein Buch zu dem Thema veröffentlicht hat, fest überzeugt. Es geht nicht darum, sich vollkommen einzuschränken, es geht vielmehr darum, alles bewusster und in Massen zu tun. Jeder kann seinen Teil dazu beitragen, die Welt für unsere Nachkommen lebenswert zu erhalten.
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