Ein Pultdach eignet sich für die Gartenlaube genauso wie für ein Wohnhaus. Wir stellen die wichtigsten Eigenschaften der Dachform vor.
Die einzelne geneigte Fläche, die dem Haus die Form eines Pults gibt, hat dem Pultdach seinen Namen gegeben. Was in der Schule und für Redner seine Vorteile hat, schützt Gebäude einfach und unkompliziert vor der Witterung. Schon die ersten Dächer überhaupt vor etwa 12.000 Jahren ähnelten Pultdächern. Trotzdem gelten sie innerhalb Europas historisch betrachtet als typische Bedachung für Anbauten wie Seitenschiffe von Basiliken oder Erker.
Mit der Industrialisierung kamen sie auch für Garagen, Fabrik- oder Lagerhallen in Mode. Erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts setzt das Pultdach auch als Hauptdach für Wohngebäude bewusst architektonische Akzente. Ausserdem bietet diese Art der Bedachung von der konkreten Neigung bis zur Nutzung als Gründach oder für Solaranlagen viele Gestaltungsmöglichkeiten. Obendrein spart das schnittig-geradlinige Design auch noch Kosten. Grund genug, das Pultdach genauer vorzustellen.
Dachstuhl, Wohn- und Stauraum: Abgesehen von geschmacklichen Vorlieben gibt es eigentlich keinen triftigen Grund dafür, dass das Pultdach so lange hauptsächlich Nutz-, Neben- oder Gewerbegebäude zierte. Denn ja, besonders bei steilen Pultdächern findet sich die Dachneigung im Wohnraum darunter wieder und kann diesen einschränken. Andererseits ist das bei anderen Steildacharten genauso. Flache Pultdächer nutzen den darunterliegenden Wohnraum sogar optimal. Bei grösseren Neigungen eignet sich der oberste Teil des Daches bestens als Stauraum.
Dachfläche: Im Gegensatz zum klassischen Satteldach oder Walmdach kommt das Pultdach mit einer statt zwei geneigten Dachflächen aus und hat somit eine geringere Gesamtfläche. Meistens steht das Pultdach auf der Wetterseite, um das Gebäude vor Wind und Niederschlägen zu schützen.
Dachfirst: Die obere Kante bildet den Dachfirst, der nicht mittig, sondern über der höchsten Fassade des Hauses thront. Die sogenannte hohe Wand liegt dementsprechend idealerweise auf der Seite des Hauses, die eher vor Wind und Wetter geschützt ist. Das untere Ende des Pultdachs bildet die Dachtraufe.
Neigung: Die Neigung spielt nicht nur für den darunterliegenden Wohnraum eine Rolle: Fällt sie zu gering aus, braucht das Pultdach – wie ein Flachdach – ein wasserdichtes Unterdach. Grundsätzlich kalkulieren Bauherren für Pultdächer eine Neigung von mindestens elf Grad ein. Aber auch steile Gefälle bis 60 Grad sind grundsätzlich möglich. Foto Dämmung – siehe Cloudinary
Dämmung: Die Dämmung erfolgt wie bei Satteldächern als Untersparrendämmung, Zwischensparrendämmung oder Aufsparrendämmung. Die andere Form des Dachstuhls verändert das Prozedere nicht weiter. Im Gegenteil: Das geradlinige, schnörkellose Pultdach senkt den Arbeitsaufwand sogar.
Dach isolieren: Weitere Infos und Kosten
Vor allem wenn der Dachstock zum Wohnraum gehört, braucht das Pultdach unbedingt eine effektive Wärmedämmung. Auch hier bietet die einfache Form dieser Dachart einen Vorteil: Sie ermöglicht eine einfache Aufsparrendämmung, die eine optimale Energiebilanz des Gebäudes unterstützt.
Eindeckung: Das mögliche Deckmaterial hängt bei einem Pultdach auch von seiner Neigung ab. Insgesamt steht die volle Palette von regulären Tonziegeln über ein umweltfreundliches Schieferdach bis zu hochwertigen, lackierten Blechen zur Verfügung. Einfache Nutzgebäude wie Garagen und Schuppen kommen sogar mit Dachpappe aus.
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Manche Dachziegel sind allerdings nur auf um mindestens 22 Grad geneigten Dächern wasserdicht. Decken Trapezbleche das Pultdach ab, genügt wiederum eine Neigung unter elf Grad. Zu bedenken ist allerdings: Je steiler das Dach, desto weniger Unrat bleibt darauf liegen und desto eher halten es Regen und Co. ohne Zusatzeinsatz sauber.
Wasserabfluss: Im Gegensatz zum Flachdach bereitet stehendes Wasser einem Pultdach keine Probleme. Selbst eine geringe Dachneigung reicht völlig aus, um Niederschläge zuverlässig abzuleiten. Kleines Extra: Dank der einzelnen Dachfläche sparen sich angehende Pultdach-Besitzer nicht nur die zweite Dachseite, sondern auch die Regenrinnen, die sie benötigen würde. Das hat auch Vorteile für alle, die das Regenwasser nutzen wollen: Auch sie brauchen weniger Material und können Niederschläge zentral auffangen.
Sonneneinstrahlung: Moderne Optik, moderne Energiegewinnung – Pultdächer eignen sich gut für Solaranlagen. Ist das Pultdach gen Süden ausgerichtet, nutzt die grosse Fläche des Daches auch die Strahlen der flachen Wintersonne optimal aus und sorgt so für eine nachhaltige Energiegewinnung. Liegt dagegen die hohe Wand in südlicher Richtung, verleiht das den Zimmern auf dieser Seite ein helles und freundliches Ambiente. Bauherren müssen sich im Zweifel also für die eine oder andere Variante entscheiden.
Zwar steht das klassische Pultdach für seine einzelne Dachfläche, doch eine Sonderform mit zwei Dachflächen bietet allerhand Vorteile: das Doppelpultdach. Bei dieser Variante, die auch Stufendach oder versetztes Pultdach genannt wird, stehen sich zwei Pultdächer gegenüber. Allerdings – und das ist der entscheidende Clou – derart versetzt, dass der First eines Daches über dem des anderen liegt.
So entsteht ein Giebelbereich, der für zusätzliche Fenster zur Verfügung steht. Im Gebäudeinneren entsteht ausserdem Raum für eine weitere, gut belichtete Schlaf- bzw. Wohnebene, so dass Doppel-Pultdächer diverse Vorzüge eines Sattel- und Pultdachs kombinieren.
Wenn das Pultdach über den eigentlichen Wohnraum hinausragt, entsteht ein Schleppdach. Die Fläche unter dem „verschleppten“ Teil des Daches lässt sich bestens als Abstellraum oder überdachte Terrasse nutzen.
Eine weitere Variante ist das sogenannte Ringpultdach. Es deckt Gebäude mit einem runden Grundriss, wie beispielsweise Türme oder Häuser mit Innenhof, in etwa wie ein ausgestellter Rock. Das Zentrum bleibt wahlweise frei oder bietet Platz für ein weiteres Stockwerk, das dann zum Beispiel von einem Kegeldach gekrönt ist. Bei Gebäuden, die aus mehreren Blöcken oder Ebenen bestehen, lässt sich ein Pultdach ausserdem optisch ansprechend und unkompliziert mit anderen Dachformen kombinieren.
Allein wegen des geringeren Materialverbrauchs und Arbeitsaufwands zählt das Pultdach zu den günstigen Dachvarianten. Seine Konstruktion macht es zur idealen Wahl für allerlei Gebäudetypen. Pultdächer sieht man heutzutage nicht mehr nur auf Fabrikgebäuden, Markthallen oder Geräteschuppen, sondern genauso auf modernen Reihenhäusern und Hochhäusern wie auf kleinen Ferienhäusern und Gartenlauben.
Im Vergleich zum Flachdach trumpft das Pultdach mit einer pflegeleichten Dämmung und einem zuverlässigen Wasserablauf auf, eignet sich aber genauso gut für die Installation von Solaranlagen. Bewohner eines Hauses mit Pultdach erfreuen sich an seiner pflegeleichten Art und dem modernen Look, den es Gebäuden verleiht. Ausserdem bietet ihnen der Dachstock durch die üblicherweise geringe Neigung viel Wohnraum.
Die Vorteile eines Pultdachs in Kürze:
Von der Konstruktion her liegt der Hauptnachteil eines Pultdachs darin, dass es das oberste Stockwerk stärker aufheizt als andere Dacharten. Mit einer guten Dämmung lässt sich das Problem aber ausgleichen.
Geringe Neigungswinkel können abhängig von der Umgebung des Pultdachs dazu führen, dass vermehrt Laub und Zweige darauf liegen bleiben. In diesem Fall sollten Sie es regelmässig reinigen lassen.
Die Nachteile des Pultdachs zusammengefasst:
Die übrigen Nachteile sind reine Geschmacksfragen: Wer raffinierte Dächer liebt, wird mit einem Pultdach eher nicht glücklich. Auch die relativ hohen Fassaden, die das Pultdach mit sich bringen kann, sind besonders für Einfamilienhäuser nicht jedermanns Sache. Andere schätzen die hohen Wände dafür umso mehr.
Eine Pauschalaussage zu den Kosten lässt sich natürlich nicht machen. Schliesslich hängt der Preis für ein Pultdach nicht nur von seiner Grösse, sondern auch von den gewählten Baustoffen für die Dämmung und Eindeckung ab. Im Vergleich zu Satteldächern ergibt sich die Materialersparnis aus der um etwa ein Drittel kleineren Dachfläche und der Tatsache, dass das Dach nur eine einseitige Entwässerung benötigt. Inklusive Vorarbeiten und Eindeckung können Sie aber beim Bau etwa mit CHF 200.- pro Quadratmeter rechnen.
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